Turmfalken im Corbusierhaus
Michael von Rein

Turmfalkenappartement - 1101 - Rückblick 2019


06.03.2019 - das "Turmfalkenappartement" - 1101 - ist fertig!

 

02.04.2019 - die ersten Mieter sind eingezogen!
Vier Wochen nach Montage des Nistkastens in 60 m Höhe an der Ostseite unseres Aufzugsturms hat sich anscheinend ein Falkenpärchen für das Domizil im Corbusierhaus entschieden! Eine gute Wahl, wie ich finde. Herr Kupko, vom NABU-Berlin teilte mir mit, dass das Männchen (links im Bild) ein Junges aus dem letzten Jahr ist! - Sie scheint jedenfalls ziemlich überzeugend auf ihn zu wirken! :-)

 

 

 

14.04.2019 - das erste Ei !

 

Am frühen Sonntagmorgen bekam ich die Nachricht eines Nachbarn, dass unsere Falkendame ein erstes Ei gelegt hätte. Ich freue mich, dass die Wahl der Eiablage im Zentrum des Kastens erfolgte und nicht in der vorderen linken Ecke. So können wir hoffentlich das Brüten und Aufziehen der jungen Falken beobachten.
Alle die nachfragen, warum das Ei so lange allein gelassen wird, kann ich beruhigen. Erst ab dem dritten Ei wird dauerhaft gebrütet. Nun ist allerdings auch das Männchen gefragt! Er sollte dann sein Weibchen mit Nahrung versorgen.

 

 



 

16.04.2019 - das zweite Ei wurde entdeckt!
Als ich heute Morgen gegen 6:30 Uhr einen Blick auf die Webcam richtete, saß die werdende Falkenmutter unruhig im Nistkasten. Kurze Zeit später konnte ich erkennen, dass es ein zweites Ei gibt.
Wir können jetzt, in Abständen von zwei bis drei Tagen mit weiteren Eiablagen rechnen. Wenn alles gut geht, legen Turmfalken fünf bis manchmal auch sieben Eier. Nach ca. 28-30 Tagen sollten dann die ersten Jungen schlüpfen.

 

 

18.04.2019 - alle guten Dinge sind drei!
Heute Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang hat unsere Falkenmama ihr drittes Ei gelegt. Kurz mal durchgezählt und wieder weitergebrütet...
Der Herr des Hauses hat sich bisher ziemlich rar- gemacht und immer nur kurz nach dem Rechten gesehen! Hoffentlich entscheidet er sich jetzt öfter mal vorbeizuschauen, um seine Liebste etwas mehr zu unterstützen.

 



 

19.04.2019 - er übernimmt Verantwortung!
Inzwischen hat anscheinend auch das Falkenmännchen mitbekommen, dass es Verantwortung übernehmen muss. (Auch wenn er noch etwas Schwierigkeiten hat, alle unter einen "Hut" zu bekommen). Regelmäßig löst er sein Weibchen ab, damit sie auf Beutejagd gehen kann.
Seit dem dritten Ei wird nun fast ohne Unterbrechung gebrütet.

 

20.04.2019 - Ei Nummer vier
Ein kurzer Ausflug des Falkenweibchens am frühen Samstagmorgen gab mir Gelegenheit, einen kurzen Blick in das Nest zu werfen. Und siehe da, es gibt ein viertes Ei in der "1101"
Jetzt wird die Bindung an das Gelege höher und es bleibt nur kurze Zeit unbedeckt. Vorsichtig berühren die Vögel die Eier mit dem Schnabel und den ansonsten kräftigen und wehrhaften Krallen, um sie zu wenden. (Damit der Embryo nicht an der Eischale anklebt).



21.04.2019 - Es wird gebrütet.
Wenn wir nun das Geschehen im Nistkasten beobachten, sehen wir meistens das Weibchen beim Brüten. Das Männchen hat allerdings einen großen Einfluss auf den Bruterfolg. Es sucht nicht nur einen geeigneten Brutplatz aus, in das es sein Weibchen lockt, sondern besetzt und verteidigt ihn und das Brutrevier, versorgt das Weibchen und später die kleinen Jungen mit Nahrung. Das Weibchen muss also eine gute Wahl treffen, mit wem sie sich verpaart.

22.04.2019 - Ein fünftes Ei
Inzwischen wird es schwieriger, einen Blick auf das Gelege zu bekommen. Als unsere Falkendame heute Morgen zu einem kurzen "Frühstücksausflug" aufbrach, konnte ich ein Foto machen und feststellen, das ein weiteres Ei gelegt wurde.
Vogeleier benötigen eine Temperatur von ca. 38° C Für diese Wärme sorgen jetzt die Vogeleltern, deren Körpertemperatur liegt bei 38° C - 40° C. Auch für die nötige Luftfeuchtigkeit von 60% sorgen die Eltern.



24.04.2019 - Ei Nummer sechs
Nachdem die werdenden Falkeneltern heute fast ausnahmslos und pflichtbewusst gebrütet haben, war es schwer einen freien Blick auf das Gelege zu bekommen. Am Nachmittag bekam ich die E-Mail einer Bewohnerin, dass sie ein 6. Ei entdeckt hätte.
Bei Durchsicht der Bilder, die von der Webcam aufgezeichnet werden, konnte ich dann ein Foto finden, dass "Vater Falke" beim Bestaunen und nachzählen zeigt.
Inzwischen klappt die Zusammenarbeit der beiden völlig problemlos!

27.04.2019 - Kein weiteres Ei
Unser Falkenweibchen hat anscheinend entscheiden, es bei 6 Eiern zu belassen. Jetzt heißt es Brüten.
Während der Zeit des Brütens haben die Weibchen eine kahle, gut durchblutete Stelle unten am Bauch, auf der keine Federn sind. Dieser Brutfleck ermöglicht noch dichteren Körperkontakt und sorgt damit für eine direktere Wärmeübertragung auf die Eier.
Auf dem Foto sieht es fast so aus, als würde sie ihm etwas ins Ohr flüstern, - ich glaube wir werden beobachtet!! - oder ähnlich... :-)



 

03.05.2019 - Wachablösung
Zurzeit gibt es nicht viel zu sehen in unserem Turmfalkenappartement.  Es wird fleißig und ausdauernd gebrütet.
Daher habe ich heute einmal eine "Wachablösung" aufgezeichnet, und als Video bereitgestellt. (Zum Vergrößern bitte auf den entsprechenden Button klicken)!
Der Herr des Hauses hat es immer sehr eilig wieder zu verschwinden, lässt den Brutkasten allerdings nicht aus den Augen und bewacht ihn...

 

10.05.2019 - Mauser
Während der Brutzeit hat das Weibchen nun auch begonnen ihr Federkleid zu wechseln. Dies ist anhand der Feder und des Kleingefieders im Kasten auch gut zu erkennen. Die Feder stammt vom Weibchen - eine sogenannte Handschwinge des linken Flügels -  wie mir Herr Kupko vom NABU Berlin mitteilte. Das Männchen beginnt mit der Mauser erst, wenn die Jungen unabhängig werden. Die aus Keratin bestehenden Federn sind starken physikalischen Belastungen ausgesetzt, aus diesem Grund nimmt die Gefiederpflege täglich mehrere Stunden in Anspruch. Der Turmfalke wechselt mit der Mauser einmal jährlich das gesamte Federkleid.


16.05.2016 - Warten
Wir rechnen jetzt jeden Tag mit dem Schlüpfen der ersten Kücken.
Die Turmfalkenjungen kommen vollkommen ohne Hilfe auf die Welt. Sie haben jedoch ein großes Stück Arbeit die Schale aufzureißen. Mit Hilfe des Eizahns durchstoßen sie mühsam die schon dünne Eischale, normalerweise am stumpfen Pol des Eies.Der Eizahn ist ein hornartiger Höcker, der sich beim Embryo am Ende des oberen Teils des Schnabels bildet und ein paar Tage nach dem Ausschlüpfen des Kückens abfällt. Wenn der Eizahn die Eierschale durchbricht, stemmt sich das Falkenjunge mit dem Kopf, den Flügeln und den Füßen gegen die poröse Schale, die dann nach und nach zerbricht. Das Schlüpfen eines Vogeljungen kann bis zu einem Tag dauern.



17.05.2019  - Das erste Küken ist geschlüpft!
Heute Mittag gegen 14:00 Uhr rief mich ein Bewohner an und teilte mir mit, dass er ein erstes Küken entdeckt hätte.
Wir freuen uns und gratulieren den stolzen Eltern. In den nächsten Tagen ist es dann vorbei mit der Ruhe in der "1101" Jetzt kommt ordentlich Leben in die Kiste! In den nächsten vier Wochen können wir jetzt das Aufziehen und Großwerden der Falkenjungen beobachten

17.05.2019 - Nummer 2
Heute nachmittag konnte ich das Schlüpfen des zweiten Küken aufzeichnen. Mutter Falke verspeist währenddessen ihr Mittagessen! Einen kurzen Ausschnitt stelle ich als Video bereit.



18.05.2019 - Frühstück
Vorbei ist es mit der Ruhe! Inzwischen müssen vier hungrige Schnäbel gestopft werden. Vater Falke bringt regelmäßig Nachschub in Form von Mäusen, den die Falkenmama dann verfüttert. Die Bettelbewegung der Jungvögel ist Reflex, sobald sie eine Veränderung in der Umgebung wahrnehmen, wie z. B. Licht und Schatten, Elternstimmen oder eine Erschütterung, fangen sie mit dem Betteln an. Sie strecken den leicht schwankenden Kopf mit weit geöffnetem Schnabel in die Höhe. Dabei ist das  Innere des Schnabels auch noch ausdrucksvoll gefärbt. Sobald die Vogeleltern solch ein Betteln sehen, löst das bei ihnen einen automatischen Fütterungsreiz aus. Das ist auch gut so, denn die jungen Vögel brauchen sehr viel Nahrung.

20.05.2019 - Mittagsstunde
Nachdem am Freitag vier Junge  geschlüpft sind, war am Wochenende Pause. Heute Morgen allerdings konnte ich ein fünftes Junges entdecken. Vielleicht gibt es ja noch einen Nachzügler.
Es ist unglaublich, was die Falkenkücken so alles verschlingen. Die Eltern kommen gar nicht so schnell hinterher. Lieblingsspeise - wie sich rausstellt - Mäuse. Nach dem Mittag ist allerdings erstmal "abhängen" angesagt, während Mama Falke aufräumt! >>>



21.05.2019 - Familie komplett!
Nachdem ich schon befürchtete, dass aus dem sechsten Ei wohl nichts schlüpft, war das Erstaunen heute Mittag groß, als plötzlich doch ein kleiner Nachzügler zu entdecken war. Die Falkenfamilie ist somit vollständig.

- Wo bleibt das Futter...
… scheint das inzwischen eine Woche alte Falkenjunge zu rufen.- Mit Vollendung der zweiten Lebenswoche beginnen die Jungvögel mit den ersten Stehversuchen und am Ende der dritten Lebenswoche haben die Nestlinge schon das Körpergewicht eines ausgewachsenen Turmfalken erreicht. Gut drei Wochen werden wir die 6 mit ihren Eltern noch beobachten können, dann verlassen sie den Nistplatz. Bevor sie sich jedoch  ein eigenes Revier suchen, werden die Jungvögel noch weitere vier Wochen von den Eltern begleitet und auch gefüttert. Danach verabschieden sie sich von Ihrem Geburtsort.
In ca. 14 Tagen werden die sechs "C-Haus Falken" beringt.

 

04.06.2019 - Ganz schön groß...
...sind unsere sechs Falkenjungen schon geworden!
Die so genannte "Huderphase" ist nun beendet, die kleinen Falken brauchen jetzt nicht mehr ständig von der Mutter gewärmt (gehudert) zu werden. Nach dem weißen nicht so warmen Daunenkleid haben sie jetzt in das nun graue, wärmere Dunenkleid gewechselt. Die ersten kleinen Federn wachsen bereits....am Schwanz ganz gut zu erkennen.
Die Mutter muss nun eifrig mitjagen, da der Appetit der kleinen immer größer wird und sie nun gute zwei bis drei Mäuse pro Tag brauchen!


05.06.2016 - Beringungstermin!
Heute war große Aufregung in unserem Turmfalkenappartement. Der Termin zur Beringung der Jungen Turmfalken stand an! Dabei wurde festgestellt, dass zwei Jungen und vier Weibchen den Nachwuchs des Falkenpaares bilden. Das Gewicht der kleinen beträgt zwischen 200g und 250 g


Greifvogelexperte Stefan Kupko! Er beringt heute die kleinen Turmfalken. Herr Kupko ist seit über 25 Jahren ehrenamtlich im NABU Berlin sowie im Vogelschutz aktiv. Zusammen mit seinen Kollegen betreut er Greifvögel in ganz Berlin.


Kleiner Protest aber sonst sehr friedlich!

Zwischen 200g und 250g wiegen die Jungen inzwischen! Es sind zwei Brüder und vier Schwestern.


Mit Ringen fürs Leben zurück in der Kiste!.


14.06.2019 - Vier Wochen...
...sind die jungen Falken jetzt alt und von Ihren Eltern kaum noch zu unterscheiden. In den nächsten Tagen werden sie ihre ersten Flugversuche starten und die Welt für sich entdecken. Für uns heist es dann "Tschüss" zu sagen, da die Rückkehr in ihre Kinderstube immer seltener wird...



20.06.2019 - Mutige Flugversuche
Die jungen Falken werden jetzt immer mutiger und erkunden ihr Revier. Die Zeiten in denen sie sich in ihrer "Kinderstube" aufhalten werden seltener. Nur zum Fressen und Übernachten schauen sie noch vorbei

21.06.2019 - Abschied nehmen
Allmählich wird es Zeit, von unserer Turmfalkenfamilie Abschied zu nehmen. Es war sehr spannend und hat vielen Menschen Spaß und Freude bereitet, einen kleinen Einblick in das Leben der Turmfalken zu bekommen. Wir bedanken uns, dass wir zusehen durften und wünschen euch und euren Eltern alles Gute und ein langes Falkenleben.
Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder - im
"Turmfalkenappartement - 1101"




Auch ich möchte mich verabschieden und das "Turmfalkentagebuch" an dieser Stelle schließen.
Über 10.000 Besucher aus fast allen Bundesländern haben bisher diese Seite besucht. Auch weltweit gab es zahlreiche Zuschauer in 17 verschiedenen Ländern.  USA - Kanada - Süd Afrika - Australien - Finnland - Schweden - Frankreich - England - Spanien - Niederlande - Bulgarien - Kroatien - Schweiz - Italien - Österreich - Luxemburg und Griechenland.
Vielen Dank noch einmal an Herrn Stefan Kupko vom NABU Berlin für seinen großartigen Einsatz. (Falls Sie den NABU in Berlin unterstützen möchten, finden Sie hier alle Informationen).
Tschüss - und vielleicht bis zum nächsten Jahr...
Michael von Rein